Autorin: Natalie C. Anderson
Originaltitel: City of Saints and Thieves
Seitenanzahl: 400
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Kurz zum Inhalt: Kenia – Hier lebt die gewitzte junge Diebin Tina in Sangui City. Als Mitglied einer gefürchteten Gang treibt sie in der Stadt ihr Unwesen. Doch ihr eigentliches Ziel ist klar: Sie möchte den Mörder ihrer Mutter, den reichen Mr Greyhill, fassen und für seine Tat bezahlen lassen. Kurz bevor sie ihm jedoch wichtige Daten stehlen und veröffentlichen kann, um seinem Geschäft ein für allemal ein Ende zu bereiten, wird sie von Michael Greyhill, Mr Greyhills Sohn und Tinas ehemaliger beste Freund, daran gehindert. Sie schließen einen Pakt: Er, der nicht glaubt, dass sein Vater für den Tod ihrer Mutter verantwortlich ist, möchte ihr helfen den wahren Mörder zu finden, jedoch muss sie ihm im Gegenzug versprechen, die vernichtenden Daten nicht publik zu machen. Gemeinsam mit dem Hacker Boyboy beginnen sie eine gefährliche Ermittlung und decken dabei lang gehütete Geheimnisse auf, die Tinas Leben für immer verändern werden…
Meine Meinung: Am Anfang ist der Schreibstil etwas gewöhnungsbedürftig. Er ist recht jugendlich und einfach gehalten, was dann ein Problem wird, wenn man bei manchen Sätzen ein wenig über das Ziel hinausschießt und es mit dem jugendlichen „Slang“ ein wenig übertreibt. Jedoch ist die Geschichte so auch schnell und einfach in einem Rutsch lesbar.
Die Geschichte selbst wird nicht getrieben von dauerhafter Spannung – die gibt es zwar auch stellenweise, aber sie entsteht nicht durch besonders ausgetüftelte Verfolgungsjagden, sondern, meiner Meinung nach, durch das Setting. Denn dieses Buch ist im Vergleich zu anderen Schauplätzen in anderen Jugendromanen sehr unkonventionell.
Wie oft liest man in Jugendromanen schon etwas aus dem Kongo oder Kenia? Beim Lesen dieses Buchs, wird einem klar, wieviel ungenutztes Potenzial für Geschichten es noch gibt, wie viele Themen noch nicht ansatzweise genug beleuchtet sind. Das macht diesen Roman aber auch so unglaublich interessant. Korruption, Diskriminierung, enorme soziale Ungerechtigkeit, Milizen, Waffenschmuggel, Kriegsflüchtlinge, Propaganda, Vorurteile – All diese Themen machen „City of Thieves“ zu einem einzigartigen Leseerlebnis. Man merkt wieviel Arbeit in die Recherche gesteckt worden ist: Die Autorin schafft es einem einen Eindruck zu geben, welche komplexe, undurchsichtige Politik den Alltag von diesen Teilen Ostafrikas beherrscht. Man wird mit neuen Perspektiven und Schicksalen vertraut, die vielleicht unschön sind, aber dafür auch echt und wert, wahrgenommen zu werden. Es wird deutlich, wie sehr unsere unmittelbare Umwelt uns und unsere Wahrnehmung prägt und, dass man in ausweglosen Situationen oft Dinge tut, die von außen hin unverständlich wirken, aber einen selbst am Leben und Sicherheit erhalten.
Der tatsächliche Plot dagegen war dann doch eher vorhersehbar und klassisch für einen Jugendthriller. Auch wenn der Räuberbund ein wenig Abwechslung bringt, sind hier auch die größten Plotholes zu finden: Es gibt einige Logikfehler, die ignoriert werden, um den Plot voranzubringen, dementsprechend wird sich von Tinas Seite her sehr auf die Unachtsam- und Gedankenlosigkeit ihrer Gegner verlassen. Was nicht heißt, dass es nicht trotzdem unterhaltend ist; ein zwei Wendungen lassen einen dann doch ein wenig sprachlos zurück.
Auch die vielschichtigen Charaktere wiegen die stellenweise Vorhersehbarkeit auf: Nicht nur Michael, mit seiner verzehrten aber auch verständlich eingeschränkten Wahrnehmung regt einen zum Nachdenken an. Sondern auch Mr Greyhill, der mit Abstand wohl der interessanteste Charakter ist: Er ist nicht einfach der undurchschaubare Antagonist, der bloß da ist, um der Protagonistin Ärger zu machen. Wir erhalten einen Einblick in seine Denkweise und seine Gefühlswelt, seine Motive, warum er die Dinge tut, die er tut und sehen auch, dass er mehr ist, als bloß der skrupellose „Bösewicht“. Zwar sind seine Ansichten ohne Zweifel verzehrt und moralisch alles andere als vertretbar, aber man kann ihn und sein Handeln nachvollziehen.
Ganz generell muss man noch loben wie vielfältig die Charaktere sind: Dunkel- und hellhäutige Figuren, aus allen möglichen Schichten und Hintergründen.
Auch das Glossar am Ende ist ein netter Zusatz, der die frische Atmosphäre des Romans nur noch unterstreicht und einen gleichzeitig auch ein bisschen etwas dazulernen lässt.
Fazit: „City of Thieves“ von Natalie C. Anderson ist ein unkonventioneller, aufregender Jugendroman, der die Tür in die Welt Afrikas öffnet und den Leser mit neuen und komplexen Perspektiven bereichert. Wer etwas wirklich Neues sucht und seinen Horizont erweitern will, sollte unbedingt nach diesem Buch greifen und sich in den bunten, aber auch harten Alltag Kenias entführen lassen.
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