Die Mitte der Welt

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„Die Mitte der Welt“ stammt aus der Feder des Kinder- und Jugendbuchautors Andreas Steinhöfel und wurde im Jahre 1998 im Verlag Carlsen veröffentlicht. Andres Steinhöfl arbeitet als Übersetzer, Rezensent und Drehbuchautor. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen und ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Als ich anfing, das Buch zu lesen, wusste ich noch nicht, wann es erschienen war. Was mir aber sofort auffiel, war der für ältere Bücher typische emotional etwas zurückhaltende, klare Schreibstil. Zuerst werden die Umrisse mit eindeutigen, schwarzen Pinselstrichen gemalt, danach mit an Metaphern reichen, bunten Gefühlen gefüllt. Bemerkenswert ist, dass für jede neue Situation neue Metaphern erschaffen werden und nirgends diese viel zu oft verwendeten 0815 – Phrasen zu finden sind.

Das Buch ist an keiner Stelle schwer oder anstrengend zu lesen; Wort fügt sich an Wort, bildet mühelos eine Handlung, die nicht künstlich vorangetrieben scheint, sondern von selbst von Seite zu Seite fließt.

Wer nach einem Buch sucht, das einen von einer Emotion zur nächsten reißt, ist hier gänzlich falsch. Als Leser fühlt man mit, wird aber nicht zu sehr hineingezwungen, sondern kann alles aus ein wenig Entfernung ruhig beobachten.

„Die Mitte der Welt“ ist ein Bildungsroman, in dessen Mittelpunkt der Junge Phil steht und aus seiner Sicht aus seinem Leben erzählt. Dabei springt man zwischen Ereignissen aus der Gegenwart und der Vergangenheit hin und her. Das Buch verhält sich manchmal wie ein Gespräch; man erzählt von etwas, das erst kürzlich passiert ist, und findet eine ähnliche Erfahrung, die man bereits früher gemacht hat.

Der Roman beginnt mit der Überfahrt von Phils schwangerer Mutter Glass von Amerika nach Europa. Kaum hat sie das fremde Land erreicht, bringt sie Zwillinge zur Welt: Phil und Dianne. Die beiden wachsen in der Villa von Glass’ Schwester Stella auf, die etwas abseits des Ortes im Wald liegt. Die engstirnigen Bewohner des Dorfes werden ‚Die Kleinen Leute‘ genannt und sind der ‚amerikanischen Hure‘ und ihrer Familie gegenüber nicht sehr freundlich gestimmt. Glücklicherweise trifft Glass auf die Anwältin Tereza, die ihr hilft, sich ein Leben in Europa aufzubauen. Aber mit der Zeit leben sich auch Geschwister auseinander, Mutter und Tochter entwickeln gegenseitige Hassgefühle und Phil verliebt sich auf den ersten Blick in seinen neuen Klassenkameraden Nicholas.

Neben dem Erwachsenwerden ist in dem Buch auch Homosexualität ein zentrales Thema. Sie kommt in vielen Gestalten und Facetten vor, wirkt aber ebenfalls nie erzwungen in den Mittelpunkt gestellt.

Es ist ein rundum interessantes, angenehm zu lesendes Buch, das einem mit kluger Wortwahl und gewitzter Ironie den Spaß am Lesen nie verdirbt. Das Buch kann von allen Altersklassen gleichsam gelesen werden.

~ Karin, 16

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GRG in 1210 Wien

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